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Google enttäuscht bei Präsentation von Bard, LaMDA und KI-Funktionen in Paris und leistet sich einen dicken Patzer!

Googles Präsentation live aus Paris ist vorbei. Nun sind wir wieder ein Stück schlauer. Der erhoffte Befreiungsschlag nach der gestrigen Präsentation von „The new bing“ blieb jedoch aus. Die Kommentare auf LinkedIn zeigen, dass Google uns alle enttäuscht hat. Der Livestream auf YouTube wurde sogar schon auf privat gestellt!

Googles Aktie hat unmittelbar nach dem Ende der Präsentation sogar fast 5% an Wert eingebüßt:

Wir sahen in erster Linie KI- und AR-Features von Google Lens und Google Maps, die bereits bei Googles I/O im letzten Jahr vorgestellt wurden!

Googles Chatbot namens „Bard“

Und so sahen wir nicht den erhofften Live-Launch einer neuen Integration von LaMDA in die Suche, sondern nur bereits bekannte Screenshots und Animationen aus der, bereits am Montag veröffentlichten Pressemitteilung von Bard, dem experimentellen Chat-KI-Dienst, powered by LaMDA:

Verwende Bard, um komplexe Themen zu vereinfachen, z.B. um einem 9-Jährigen die neuen Entdeckungen des James Webb Weltraumteleskops der NASA zu erklären.

Übrigens zeigt dieses Beispiel perfekt, wieso man sich auf Informationen aus einem LLM nicht verlassen sollte: Bard antwortet mit einer Reihe von Antworten, unter anderem mit der Behauptung, dass das James Webb Space Telescope (JWST) benutzt wurde, um die allerersten Bilder eines Planeten außerhalb des Sonnensystems der Erde zu machen, also von Exoplaneten.

Doch das ist nicht richtig! Die ersten Bilder von Exoplaneten wurden 2004 mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte aufgenommen, wie die NASA bestätigt.

Der Fehler wurde laut reuters erst wenige Stunden vor der Bard-Veranstaltung von Google in Paris entdeckt, bei der der leitende Angestellte Prabhakar Raghavan versprach, dass die Nutzer/innen die Technologie nutzen werden, um auf „völlig neue Weise“ mit Informationen zu interagieren.

Wenn Du wissen willst, wieso das passieren kann, empfehle ich Dir folgenden Artikel:

Integration in die Suche

In Googles Pressemitteilung findet sich auch das bislang einzige Beispiel, wie die Integration in der Suche aussehen könnte:

Bei der Suche nach Erkenntnissen können KI-Funktionen in der Suche Informationen destillieren, die dir helfen, das große Ganze zu sehen.

Erschreckenderweise finden sich hier keinerlei Angaben zur Quelle, zu weiterführenden Informationen oder sonst eine Möglichkeit, wie der Nutzer nachvollziehen könnte, woher die Antworten stammen.

Zur Veröffentlichung sagte man, dass in der kommenden Woche ausgewählte Testnutzer einen Zugang erhalten. Aus der Presse konnte man bereits entnehmen, dass Google hierbei mit externen Firmen zusammenarbeitet, vergleichbar mit der Rekrutierung von Quality Ratern und diese Testnutzer dann strukturiertes Feedback liefern.

Ebenfalls schuldig blieb Google jegliche Informationen hinsichtlich der Monetarisierung dieser Antworten und den Möglichkeiten von Werbetreibenden oder Publishern.

Als Grund für die zögerliche Haltung Googles kann man jedenfalls mit Sicherheit die Compliance ausmachen. Sowohl in der Präsentation, als auch in der Pressemitteilung wird betont, wie verantwortungsvoll man mit derartigen Technologien umgeht:

Es ist wichtig, dass wir Erfahrungen, die auf diesen Modellen beruhen, auf mutige und verantwortungsvolle Weise in die Welt bringen. Deshalb setzen wir uns für eine verantwortungsvolle Entwicklung von KI ein: Im Jahr 2018 war Google eines der ersten Unternehmen, das eine Reihe von KI-Grundsätzen veröffentlicht hat. Wir bieten unseren Forscherinnen und Forschern weiterhin Schulungen und Ressourcen an, arbeiten mit Regierungen und externen Organisationen zusammen, um Standards und Best Practices zu entwickeln, und arbeiten mit Gemeinschaften und Experten zusammen, um KI sicher und nützlich zu machen.

Ganz gleich, ob wir KI einsetzen, um unsere eigenen Produkte radikal zu verändern, oder ob wir diese leistungsstarken Werkzeuge anderen zur Verfügung stellen, wir werden auch weiterhin mutig und verantwortungsbewusst vorgehen. Und das ist erst der Anfang – in den kommenden Wochen und Monaten werden wir in all diesen Bereichen noch mehr tun.

Falls Du den Livestream verpasst hast, kannst Du die Aufzeichnungen samt Livechat und meinen Kommentaren nochmal auf LinkedIn anschauen:

Kai Spriestersbach